Klarinetten
Um von Anfang an Missverständnisse aus der Welt zu schaffen: Die Klarinette ist KEINE Flöte! Und auch folgendes Ammenmärchen entspricht nicht der Wahrheit: „Wann klingt eine Klarinette am besten? Leise knisternd im Kamin.“ Denn das ist totaler Quatsch, doch leider bekommen wir Klarinetten diesen Satz ständig und viel zu häufig zu hören. Ja, ihr habt richtig gelesen. Wir bezeichnen uns selbst auch als Klarinetten und nicht wie üblich, als Klarinettistinnen.
Wir, das sind Ingrid Spille, Andrea Thien, Lara Neldner, Anna Janssen und Johanna Bünger; auf dem Foto fehlen Johanna Debbeler, Mechthild Middendorf und Marion Eder; acht hoch motivierte, talentierte und schöne Klarinetten, aufgeteilt auf drei unterschiedliche Stimmen. Als einziges im Verein sind wir ein rein weibliches Register, wodurch bei uns der starke Zusammenhalt und die geballte Frauenpower vorprogrammiert ist.
Man findet uns im Verein natürlich in der ersten Reihe, um diesem sein wunderschönes Gesamtbild zu verleihen. Auf den Märschen haben wir jedoch einen etwas schwierigeren Stand, da wir meistens zwischen den großen Tuben und den dicken Trommeln versteckt, teilweise sogar regelrecht zerquetscht werden. Doch so leicht lassen wir uns nicht einschüchtern.
Die Klarinette war schon bei der Gründung des Vereins dabei und wurde über die 100 Jahre hinweg immer erhalten, was allerdings nicht immer einfach war. Denn wir müssen uns immer und immer wieder gegen die anderen Instrumente behaupten. Da sind z.B. die Tuben, diese sehr, sehr großen Instrumente, welche selbst von einer einzigen Person gespielt, den kompletten Verein übertönen können. Die Posaunen sind in jedem Stück immer als so genannter „Teppich“ deutlich zu hören, die Tenorhörner können mit ihrem schönen weichen Klang jeden weich kochen, genauso wie ihre „Anhängsel“, die Tenorsaxophone, welche nebenbei mit ihrem dominanten Klang jedes Solo reißen können. Die Querflöten stechen mit ihren schrillen hohen Tönen einfach immer heraus und die Saxophone, diese optisch einfach tollen Instrumente, sind durch ihren markanten Ton wohl unter anderem die bekanntesten, doch mindestens die beliebtesten Instrumente der Gesellschaft. Und dann wären da noch die Trompeten, diese Angeber. Trompeten müssen mit ihren lauten klaren Tönen einfach immer herausstechen und versuchen daher ständig den gesamten Verein zu übertönen. Hinzu kommt noch, dass die Trompeten sogar ein weiteres Register gegründet haben: Die Flügelhörner (ganz normale Trompeten, welche einfach die Flügelhornstimme spielen müssen). Die „Flügelhörner“ wurden sozusagen mal von ihren Kollegen ausgeschlossen und müssen sich nun beweisen, um vielleicht irgendwann wieder in die eigenen Reihen zurückkehren zu dürfen. Und wir Klarinetten? Raushören kann man uns nicht sehr oft und das bekannteste Instrument spielen wir auch nicht gerade. Häufig genug wurden wir schon gefragt, wie so was noch mal aussieht. Dabei sieht eine Klarinette (und dieses mal meinen wir das Instrument) doch wirklich klasse aus. Rank und schlank und sogar zweifarbig! Unser Ton ist zwar nicht so auffällig und bekannt, dass ein Großteil der Gesellschaft ihn sofort erkennen würde, doch von weichen tiefen bis markanten hohen Tönen ist hier alles dabei. Und dann müssen wir uns bei immer wiederkehrenden Sprüchen, wie z.B. „Könnt ihr nicht lauter spielen?“ oder „Ihr klingt eh im Kamin am besten.“ ständig durch die Proben kämpfen.
Aber mal ganz im Ernst: Was würdet ihr ohne uns machen? Mehr als oft übernehmen wir den Teil der Hintergrundmelodie oder den des Zwischenspiels, ohne dessen die Stücke total leer und langweilig klingen würden. Denn was wäre z.B. ein „Wumm-ta-ta“-Walzer ohne „ta-ta“? Auch „Die zwei berühmten Choräle“ wären ohne uns nicht mehr dasselbe und der „Klarinettenmuckl“ würde von einer Trompete gespielt wohl eher seltsam klingen. Und ganz nebenbei wird sich viel zu oft über unsere Triller lustig gemacht. Über unsere wichtigen, auflockernden, herausfordernden, komplizierten, stimmungsaufhellenden und unvermeidlichen Triller. Nehmt euch diese Eigenschaften mal zu Herzen und beim nächsten mal, wenn ihr euch wieder herzhaft darüber amüsiert, macht das doch erst einmal nach!
Man merkt also, dass wir im Verein nicht gerade einen leichten Stand haben, weshalb wir uns jedoch nicht unterkriegen lassen. Und da wir einfach alles mit Humor nehmen können, bleibt uns mehr Energie, um auch den anderen Registern mal eins auszuwischen. Trotzdem würden wir uns bei unserer knappen Besetzung über jegliche Verstärkung freuen.