Flügelhorn

Wir sind Flügelhorn!

Wie beschreibt man seine Stimme. Wie erklärt man Nicht-Musikern die Stimmverteilung in einem Verein. Warum entscheidet man sich für Flügelhorn und nicht für ein anderes Intrument. Fragen über Fragen und eine Antwort: Wir sind, tja was sollen wir bescheiden sein, tut ja auch nicht not, wir sind die Besten! Aber am besten erklärt man das wohl wie beim Autokauf: Was will man? Schnell fahren, viel Stauraum, mehr Beinfreiheit, Prestige oder steht man eher auf die Zuverlässigkeit?. Unterschiedliche Musiker – unterschiedliche Autotypen.

Die Tuba steht da so eher auf etwas mit Ladefläche. LKW, Bulli, Transporter oder Trekker. Etwas schwerfällig, viel Platz um was mitzunehmen und manchmal unverzichtbar. Aber die Schnellsten sind sie wahrlich nicht.

Dann die Hölzer: Die Klarinetten sind da so die Kleinwagen. Die fideln so zwischen den anderen drumherum, aber sie sind weder besonders schnell, noch sicher, noch bieten sie Stauraum. Häufig stören sie die anderen Teilnehmer und manch einer sagt, darauf kann man gut verzichten. Aber so weit würde ich nicht gehen. Aber verstehen, warum man Klarinette spielt, kann ich auch nicht.

Die Querflöten sind da die Japaner unter den Musikinstrumenten. Niemand möchte einen fahren bzw. spielen, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis (wenig zu tragen, gut verstaubar etc.) gibt beim Kauf den Ausschlag. Die Probleme kommen beim Gebrauch. Wer kann tauscht nach kurzer Zeit auf was Vernüftiges. Wer nicht kann, quält sich und die anderen weiter.

Das Schlagzeug. Völlig unbeweglich. Eher eine Werkstatt als ein Auto. Man kann nicht ohne sie auskommen, aber sie zu bewegen ist immer mit großen Anstregungen verbunden.

Die Saxophone. Das sind die aus der Mode gekommenen Sportwagen der 80er Jahre. Die waren mal total angesagt. In jedem Stück gab es ein Saxophonsolo. Aber heute macht das keiner mehr. Etwas für Liebhaber und Nostalgiker. Oder jemanden, der nicht mitbekommen hat, dass die 80er vorbei sind und meint, dass, nur weil der Wagen mal teuer war, er heute auch noch was wert ist.

Tenorhorn und Tenorsaxophon: Ja wer ist das? Nie gehört. Nie gesehen. Tja, dass sind Mittelklassewagen. Etwas Stauraum. Sicherheit ist auch da. Aber wenn man fragt, wer das ist, zucken alle mit den Schultern. Man kennt das. Der Nachbar hat ein neues Auto, aber man weiß nicht was man dazu sagen soll. Sicher: es war nicht so teuer, sicher: es hat im ADAC Bericht total gut abgeschnitten, aber Spass macht es nicht. Und beschreiben kann man es auch nicht. Farbe: irgendwie grau.

Die Posaunen: Das sind die Volvos des Vereins. Total zuverlässig. Jedenfalls die alten Modelle. Aber wer will schon Volvo fahren? Und wenn sie nicht Volvo sind, dann sind sie Toyota. Man bekommt halt viel für sein Geld. Aber wer will schon Toyota fahren.

Die Trompeten. Die glauben ja sie wären die Ferraris des Vereins. Total angeberisch, immer fix dabei, aber alle verdrehen die Augen, sobald eine Trompete vorbei kommt. Wer will schon ein Auto, dass noch nicht mal ein Radio geschweige denn einen Kofferraum hat. Kostet viel, kann aber nur eins: schnell fahren. Wenn es denn fährt.

Und dann gibt es halt Flügelhorn: Das sieht zwar so aus als würden wir Trompete spielen. Ja, das korrekt. Aber wir spielen Flügelhorn-Stimme. Das ist der feine, aber äußert wichtige Unterschied. Das ist so als würde man zwei Autos gleichen Modells miteinander vergleichen. Äußerlich erst mal kein Unterschied. Aber im Gegensatz zu den Trompeten ist die Innenausstattung ist äußerst mondän und unsere Maschine hat richtig PS auf den Kasten. Das ist nicht nur heiße Luft die da raus kommt. Das ist Musik. Klar, gönnen wir den Trompeten auch mal ein Solo, sollen sie doch zwei Takte ihren großen Auftritt haben, länger halten sie doch nicht durch. Auf Strecke verlieren sie halt. Dann haben sie wieder Pause (haben die fast immer). Klar, brauchen die auch. Müssen ja einen Servicecheck einlegen. Nachölen, Nachstimmen, Wegbeschreibung (Noten) lesen. Ein Stück am Stück halten die nicht durch. Wie gesagt, sie glauben sie wären Ferraris. Betonung auf „glauben“. Glauben versetzt zwar Berge, macht aber aus einen Fiat, nur weil er rot ist, noch lange keinen Ferrari. Die wirkliche Musik kommt vom Flügelhorn. Deswegen ist in unserer Stimme auch immer die Melodie. Und deswegen gehen wir beim Marsch vorne und die Trompeten hinten. Zufall. Wohl nicht. Wir wissen nämlich wo es lang geht. Wir sind Flügelhorn! Wo wir sind ist vorn! Und nicht zuletzt: Auch die Optik muss ja schließlich stimmen. Apropo stimmen. Wer stimmt den ständig sein Instrument. Wir. Nein. Das haben wir nicht nötig. Seien wir doch mal ehrlich, seien wir einmal ganz ehrlich: Selbst verstimmt klingen wir noch gigantisch. Wo wir sind, da ist Musik. Und zwar im richtigen Tempo, in richtiger Lautstärke, in richtiger Betonung und vor allem im richtigen Stück. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Das gilt auch für Noten meine lieben Trompeten.

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